Nur noch wenige Tage bis zum Beginn des Bachfestes Dresden, einem singulären Ereignis im Dresdner Musikleben. Neben den vielen Aufführungen von Bach-Kompositionen, modernen Bachbearbeitungen und zeitgenössischen Werken findet sich auch eine Vielzahl von Uraufführungen im Programm. Sie verdienen in diesem Kontext ganz besonderes Augenmerk, fühlen sich zeitgenössische Komponisten doch ganz unterschiedlich mit dem musikalischen Kosmos von Bach verbunden. Sie nehmen kompositionstechnische Prinzipien auf, arbeiten symbolhaft mit Tönen oder greifen textliche Bezüge aus wichtigen Werken auf. Hier einige Beispiele dazu:
Gleich am 24.9. kommt im großen Konzert der Dresdner Singakademie in der Kreuzkirche von Ekkehard Klemm, der den Abend auch leitet, das Ricercar a 5,9 zur Uraufführung. Es bezieht sich auf das sechsstimmige Ricercar aus dem „Musikalischen Opfer“ von Bach. Dessen Thema bildet Ausgangspunkt und strukturelle Grundlage für Töne, Linien und Akkorde. Fünf Entwicklungen laufen parallel, aufgeteilt auf drei Orchestergruppen, Chor, Kinderchor und eine Solistin, die die Stimme Bachs mit den zeitgenössischen Worten des Dresdner Dichters Christoph Eisenhuth verkörpert.
Im Wandelkonzert des Vocal Concert am 27.9. im Albertinum erklingt unter Leitung von Peter Kopp von Peter Andreas die Uraufführung Retrographia 3 für gemischten Chor a-cappella. Jahrgang 1970, lebt und arbeitet der Komponist seit seinem Kompositionsstudium an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden und ist auch durch seine Zusammenarbeit mit dem Stahlquartett bekannt. Für diese Komposition bezieht er sich auf den Contrapunctus 3 der „Kunst der Fuge“.
Kommentare zu Bach steuert die Hochschule für Kirchenmusik mit dem Konzert am 27.9. in der Versöhnungskirche bei. Darunter die Uraufführungen Zusage von Matthias Drude – ein poetischer Kommentar zu BMV 124 – sowie Rätselhaftes von Franz Ferdinand Kaern als Kommentar zu BWV 96.
Das Ensemble Auditiv Vokal interpretiert am 28.9. im Stadtmuseum als Bewegtes Konzert neben Kompositionen von Bach auch Uraufführungen von Barblina Meierhans, Pierre Eghdami, Carl Thiemt und Peter Motzus und arbeitet dafür gezielt mit Kompositionsstudenten der Dresdner Musikhochschule zusammen.
KlangNetz Dresden ist eine wichtige Plattform für die zeitgenössische Musik in Dresden und präsentiert zum Bachfest mit dem Ensemble vocal modern (Foto) am 29.9. in der Annenkirche „Tönende Sprache und sprechende Töne“. Das a-capella-Konzert nimmt Bezug auf mehrere Bibeltexte und gruppiert zeitgenössische Kompositionen um die Uraufführungen von Lydia Weißgerber meditatio mea und Christian FP Kram schwarz mit weiss.
Uraufführungen sind auch wichtiger Bestandteil der Konzerte der Musikhochschule Dresden. Am 1.10. kommt hier im Konzert Bäume, Misteln, Töne ein Violoncello Konzert von Altmeister Jörg Herchet zur Uraufführung. Er bezieht sich bekanntermaßen mit seinem gesamten Schaffen auf Bach. Das konzert für violoncello, orchester und publikum schrieb Herchet nach einem Text von Jörg Milbradt und gipfelt in den Worten: „Freie Töne schweben hoch hinaus ins Weite“.