Der Medienpartner SAX stellte in den letzten Monaten einige Dresdner Chöre etwas ausführlicher vor. Hier das Sächsische Vocalensemble mit seinem Dirigenten Matthias Jung – eine künstlerische Erfolgsgeschichte:
Der Kammerchor feiert in diesem Jahr sein zwanzigjähriges Jubiläum und reißt Kritiker wie Publikum mit seinen Konzerten immer wieder zu euphorischen Beifallsbekundungen hin. In Deutschland sowie im Ausland geschätzt, setzt er Maßstäbe für Aufführungen Alter Musik: „stilistische Sicherheit, artikularische Präzision, intonatorische Souveränität, Virtuosität und emotionale Tiefe“ werden als Markenzeichen des Ensembles benannt. Bei den jährlich bis zu 10 Dresdner Veranstaltungen sind musikalische Raritäten aus dem 16. bis 18. Jahrhundert zu erleben, oft eigenhändig redigiert und der Öffentlichkeit aus den Tiefen sächsischer Archive mit großem Aufwand wieder zugänglich gemacht. Aber auch Kompositionen der Romantik und der zeitgenössischen Musik. Insgesamt ein Repertoire, das sich bedeutsamen Komponisten des mitteldeutschen Raumes widmet und gleichzeitig aber auch Dresdens Bedeutung als musikalische Metropole stärkt. Mit der seit einigen Jahren durchgeführten Schumann-Ehrung tilgt der Sächsische Vocalensemble e.V. außerdem einen blinden Fleck in Dresdens Musikrezeption.
Das gemischte, professionelle Ensemble singt in einer kleinen Besetzung. 22 musikalisch ausgebildete SängerInnen bilden den Grundstock, der bei Bedarf jedoch erweitert werden kann. Aus der Kontinuität der Besetzung und der Beschäftigung mit der Stilistik alter Musik, die historisch ja vorwiegend von Knabenchören gesungen wurde, ergibt sich der besondere transparente Klang des Chores, der an die bei Bach üblichen, kleinen doppelchörigen Besetzungen erinnert. Damit werden in den programmatisch abwechslungsreichen Konzerten neben den großen Messen und Oratorien auch kleine Formen wie Motetten, Litaneien, Musik der Weihnachtszeit oder Chorarien interpretiert und mit aufwendigen CD-Produktionen festgehalten. Auszeichnungen und Prämierungen auf dem hart umkämpften Markt der Alten Musik unterstreichen die besondere Qualität der künstlerischen Leitung durch Matthias Jung, der das Sächsische Vocalensemble 1996 gründete und inzwischen weit über Dresden hinaus als Dirigent und Chorleiter geschätzt wird. Neben seiner künstlerischen Arbeit, die auch die Leitung und Ausbildung des Knabenchores Dresden sowie des Dresdner Motettenchores am Heinrich-Schütz-Konservatorium umfasst, verantwortet Matthias Jung ohne Scheu auch organisatorische und kaufmännische Belange der Ensembles, die jeweils durch Fördervereine gestützt werden. Das Sächsische Vocalensemble genießt dabei eine Institutionelle Förderung durch das Kulturamt von 40.000,- €. Das ermöglicht ein Büro und eine feste Mitarbeiterin, deckt aber bei weitem nicht die durch die künstlerische Arbeit entstehenden Kosten für Sänger, Instrumentalisten, Räume und Technik, die rund 200.000,- € jährlich betragen. Konzerteinnahmen, weitere Förderer und auch private Spender helfen, die Lücken zu schließen. Matthias Jung bekommt das organisatorisch-geschäftliche Tun und die künstlerische Arbeit gut und verantwortungsvoll zusammen. Aus einer streng protestantischen Familie bei Magdeburg stammend, wo die Eltern eine Drogerie betrieben, ist ihm beides wohl mitgegeben. Inzwischen lebt er mit Familie in der Nähe von Dresden auf dem Land, wo er vormittags vorwiegend am Schreibtisch anzutreffen ist. Nachmittags und abends dann die Proben mit seinen unterschiedlichen Ensembles. Punktuell führt er sie für bestimmte Konzerte auch zusammen, um ganz unterschiedliche Kompositionen werkgerecht aufführen zu können. Matthias Jung sieht es als Privileg, die Dinge, die er mit Leidenschaft und gern macht, beruflich ausleben zu können. Für das Dresdner Bachfest hat er mit dem Sächsischen Vocalensemble für die Dreikönigskirche die Matinee „Bach – Vater und Erben“ konzipiert. Der A-Capella-Teil vereint J.S.Bach sowie Motteten der Söhne-Generation um Carl Philipp Emanuel Bach. Im zweiten Teil erklingen, begleitet von Instrumentalisten, Werke aus der Sammlung des Thomaskantors Johann Adam Hiller. Zum Auftakt des Bachfestes ist beim Familienkonzert „Pfeife, Balg und Manual…“ am 23.9. in der Kirche Loschwitz übrigens auch der Knabenchor zu erleben und kaum vorstellbar, dass ausgerechnet der hauseigene Mottentenchor unter der Leitung von Matthias Jung beim Tag der Offenen Tür am 24.9. im Heinrich-Schütz-Konservatorium fehlen sollte. Isma
Bach – Vater und Erben ML: Matthias Jung, Sächsisches Vocalensemble, Solisten und Instrumentalisten. Dreikönigskirche am 3.10., 11.00 Uhr. Tickets bei saxticket, über reservix.de und an der Abendkasse.